Vom Triftweg zur Viktor-Röper-Straße
Für die Fahr- und Tragberechtigten des Kirchspiels Allagen war es wesentlich, schnell und unbeschwerlich die südlich gelegenen Wald- und Heideflächen zu erreichen. Die einfachen Wege, die ungeplant entstanden sind und den landschaftlichen Gegebenheiten angepasst waren, nannte man je nach primärer Nutzung schlicht Holzweg, Fuhrweg oder auch Triftweg.
Der zentrale Weg von Norden, von Westendorf aus zum Wishor, führte über eine flache Furt durch die Möhne. Fuhrwerke durchquerten die Möhne und Fußgänger nutzten viele Jahrzehnte lang eine baufällige Holzbrücke. Es wird berichtet, dass zu Beerdigungen der Sarg über die Brücke getragen wurde, wobei der Leichenwagen den Weg durch den Fluss nahm.
An diesem Wege entstand nach 1840 das Viktoriawerk des Viktor Röper. Durch die rasante Entwicklung der Industrieanlage beiderseits des Weges kam es vermehrt zu Unstimmigkeiten zwischen dem Land- und Industrievolk. Diese Zwistigkeiten blieb auch nach dem Wechsel zu J.-B. Prang und zur Westfälischen Marmorwerke Aktiengesellschaft erhalten, welche im Jahre 1875 durch Installation einer Toranlage eskalierten.
In langen Verhandlungen wurde die Thematik erörtert. Die Fahr- und Tragberechtigten setzen sich durch und erhielten das Recht weiterhin über das Firmengeländer des Marmorwerkes zu fahren.
Dieser Triftweg in das Wishor verlor in der Folgezeit zunehmend an Bedeutung, zumal der sogenannte Neue Weg, der um das Fabrikgelände herumgeführt und ausgebaut wurde, das Problem löste und die Bebauung entlang des Neuen Weges ermöglichte.
Der Neue Weg existiert im Sprachgebrauch bis heute, obwohl er inzwischen Viktor-Röper-Straße heißt.
Quellen:
Kraft, Bernard: Geschichte des Kirchspiels Allagen (1967)
Anmerkungen:
Wisor = Wishor = Wiesen Anhöhe
Anhöhe = Hörre
Die Viehtrift (auch Viehdrift, Kuhtrift oder Triftweg) ist ein Begriff aus der Landwirtschaft und bezeichnet einen Weg, der zum Viehtrieb, also zum Treiben des Viehs zwischen Stall und Weide oder von einem Weideplatz zu einem anderen genutzt wird.