Joseph Schafmeister

– Priester und Dechant zu Allagen –

Joseph Schafmeister
(*16. April 1843 Rimbeck – +09. November 1919 Allagen)

Familie

Der spätere Priester und Landdechant Joseph Schafmeister wurde als Sohn des Landwirts Joannes Antonius Josephus Schafmeister (*1802 – +1852) und dessen Ehefrau Maria-Theresia ger. Rosa Wiemers (*1810 – +1885) am 16. April 1843 zu Rimbeck bei Scherfede geboren.

Für seinen Vater war es die zweite Ehe, nachdem seine erste Ehefrau Maria Elisabeth Ladage (*1813 – +1836) bereits im Alter von 23 Jahren im Kindbett nach der Geburt des ersten Sohnes verstorben war. Der neugeborene Knabe folgte ihr nach wenigen Tagen im Tode.

Der Erstgeborene der zweiten Ehe, Henricus Josephus Schafmeister (*1838 – +1911), wurde später der Hoferbe und Landwirt zu Rimbeck, wo er auch als Vorsteher wirkte.

Als zweites Kind der Eheleute wurde Bernardina Theresia ger. Thea Schafmeister am 21. September 1841 zu Rimbeck geboren. Sie war später bis zu ihrem Tod am 13. August 1909 die Haushälterin im Hause ihres Bruders Joseph in Allagen.

Joseph war das dritte Kind und der zweite Knabe der zweiten Ehe seines Vater.

Der nachgeborene Bruder Bernardus (*1846 – +1916) blieb unverheiratet in Rimbeck. Der weitere Knabe Hubertus (*1850 – +1851) verstarb im Kindesalter.

Das jüngste Kind der Eheleute, Johannes Schafmeister, erblickte am 11. April 1852 zu Rimbeck das Licht der Welt, nachdem bereits am 01. März 1852 sein Vater plötzlich verstorben war.

Die Mutter mit den fünf minderjährigen Kindern hatten nun den schweren Weg, jedoch mit Unterstützung einer dörflichen Familienstruktur, alleine zu meistern.

Schule und Ausbildung

Nach dem Besuch der Volksschule zu Rimbeck wechselt Joseph Schafmeister zum Gymnasium nach Paderborn, worauf ab Herbst 1862 das Theologiestudium am dortigen Priesterseminar folgt. Aus dieser Zeit ist nur wenig bekannt. Lediglich seine Mitgliedschaft in der Marianischen Sodalität B. V. Marie hat sich überliefert, dessen Einfluss sich später in seinen Aktivitäten bei den Gründungen diverser Jugendvereinigungen wiederspiegelt.

Die Jubelprimiz zur Priesterweihe des Joseph Schafmeister fand am 5. April 1867 in Paderborn statt.

Berufsstart

Bereits am 08. April 1867 trat Joseph Schafmeister seine erste Anstellung als Kaplan in Esbeck bei Lippstadt an. Dieser Aufenthalt währte nur kurz, da er schon ab 12. September 1867 als Missionspriester bzw. Pfarrverweser nach Meinerzhagen berufen wurde.(1) 

Meinerzhagen

In Meinerzhagen trit Josephus Schafmeister die Nachfolger von Pfarrer Vaester an.

Die Chronik dort berichtet folgendes:

„Seine erste Sorge galt der Schule.

Diese, 1859 zunächst als Privatschule des (noch) Missionars Vaester gegründet, wurde schon nach kurzer Zeit mit Unterstützung des Amtmannes von de Wall als öffentliche Schule anerkannt.

Die Schule hatte zwar eigene Räume in einem Anbau an das Pastorat, vermutlich ein früherer Stall, bestehend aus einem Klassenzimmer und einem Lehrerwohnraum.

Die räumlichen Verhältnisse waren aber so erbärmlich, dass sich kein Lehrer hier lange hielt. Die Stelle war oft und für längere Zeit nicht besetzt, so dass der Pfarrer den Unterricht abhalten musste. 1869 wurde der Schulbau für baufällig erklärt. Abriss und Neubau an gleicher Stelle zögerten sich bis 1873 hin. Die Bettelbriefe, die Pastor Schafmeister bis nach Österreich und in die Schweiz geschickt hat, machen deutlich, wie arm die Gemeindeangehörigen und die Gemeinde selbst waren.

Im Jahr 1874 wurden in Grotewiese die Kapelle ausgemalt und ein Haus für einen Vikar errichtet in der Hoffnung, dass „nach Beendigung der gegenwärtigen kirchlichen Wirren ein eigener Seelsorger nach Grotewiese kommen werde.“

Mit den „gegenwärtigen kirchlichen Wirren“ war der „Kulturkampf“ gemeint, die Auseinandersetzung zwischen dem preußischen Staat und der katholischen Kirche in den Jahren 1871 bis 1887, auf den hier einzugehen zu weit führen würde.(1, 4) 

Festungshaft

Hier nun eine Anmerkung, die nicht ohne Stolz in der Chronik zu Meinerzhagen festgehalten ist (1) :

Der Bischof von Paderborn, Dr. Conrad Martin, war innerhalb der Auseinandersetzungen u. a. zu einer Festungshaft verurteilt, die er in Wesel abzubüßen hatte.

„Am 10. März (1875) hatte Pastor Schafmeister die Ehre, sein Mitgefangener zu sein; demselben war eine eintägige Festungshaft zuerkannt, weil er den bischöflichen Hirtenbrief vom 14. März 1874 verlesen hatte. Der Bischof büßte, weil er diesen Hirtenbrief erlassen hatte.“

Auch in der Schule brachte der Kulturkampf Veränderungen: Dem Pfarrer wurde 1875 der Vorsitz im Schulvorstand entzogen. Er durfte die Schule erst 1880 nach staatlicher Genehmigung zur Erteilung des Religionsunterrichtes wieder betreten.

Priester und Landdechant in Allagen

Joseph Schafmeister wurde am 27. Dezember 1886 zum Pfarrer für die Pfarrei Allagen ernannt und trat am 14. Februar 1887 diese Stelle an. Er war somit der erste Pfarrer der Gemeinde nach dem Kulturkampf.

Mit gleichem Elan mit dem er in Meinerzhagen abgeschlossen hat, startet er in Allagen neu durch. Er war fortan Lokal-Schulinspektor. Seit 1888 war er Mitglied des Roten Kreuzes Arnsberg.

Nach Beendigung des Kulturkampfes setzte ein regelrechter Kirchenbauboom ein, der auch in Allagen nur ein Jahr nach Schafmeisters Amtsantritt zur Errichtung der neuen Pfarrkirche führte.(2) 

Der Pfarrverwalter Kaplan Brand hatte in den Jahren zuvor den aus Geseke stammenden Regierungsbaumeister Schupmann in Berlin veranlasst, den Plan fur die neue Kirche zu entwerfen. Pastor Schafmeister setzte diese Planungen ohne Änderungen um.(4) 

Im Jahre 1897 erfolgte die Aufnahme des Joseph Schafmeister in die Gemeinschaft Salesianische Mitarbeiter Don Boscos, SMDB . Ab 05. Mai 1905 war er Definitor des Bezirks Rüthen. Am 26. November 1908 wurde er zum Dechanten des Dekanats Rüthen ernannt. Im Jahre 1913 wurde er zum Vorsitzender des Ortsausschusses für Jugendpflege ernannt Im selben Jahr 1913 erhielt er den Roten Adlerorden 4. Klasse.(2) 

In herbe Gewissenkonflikte gerät Joseph Schafmeister, nachdem die –Allagener Spar- und Darlehnskasse– in finanzielle Schwierigkeiten geraten ist, in der er als geborenes Vorstandsmitglied involviert ist.

Vereinsgründer

Er gründet oder unterstützt maßgeblich die folgenden Vereine in Allagen: Verein der heiligen Familie, Rosenkranzbruderschaft, Bonifatiusverein, Xaveriusverein, Jungfrauenbund (er war Vorsitzender), St.-Josefs-Arbeiterverein Gesellenverein, Volksverein und den Boromäus-Verein. Nachweislich versammelte er 1700 Mitglieder der Gemeinde Allagen in diesen Vereinen.(2)

Der Pfarrer Joseph Schafmeister lebte und wirkte in Allagen im örtlichen Pastorat. Seine Schwester Theresia ger. Thea führte ihm bis zu ihrem Tod den Pfarrhaushalt. Das Pfarrhaus wurde später demontiert und im Freilichtmuseum Detmold rekonstruiert.

Die sog. Pastors Scheune wurde einige Jahre zuvor im Rahmen einer Feuerwehrübung abgetragen.

Das Pastorat zu Allagen

 

Clara Schafmeister, mitnichten seine Nichte

Dem Leben des Pastors Joseph Schafmeister im Pastorat zu Allagen ist eine anschauliche Broschüre gewidmet, herausgegeben vom Westfälischen Freilichtmuseum Detmold.(2) 

Darin wird von einer Nichte des Joseph Schafmeister berichtet.

So lesen wir:

„Diese Nichte entstammte einer nichtehelichen Beziehung und half im Pastorat aus, ohne jedoch hier zu wohnen. Trotz ihrer für damalige Verhältnisse nicht ganz unproblematischen Herkunft ist es Schafmeister gelungen, seine Nichte an einen der wohlhabendsten Landwirte des Ortes zu verheiraten.“ (2) 

Diese Behauptung passt so gar nicht zu den Moralvorstellungen des Pastors Schafmeister. Diese Behauptungen sind schlicht und ergreifend falsch.

Die angebliche Nichte, Maria Clara Schafmeister (*1866- +1939), war mit dem wohlhabenden Landwirt Carl Gröblinghoff gen. Gerves (*1864 – +1925) in Allagen Westendorf verheiratet.(3, 6) 

Familie Gröblinghoff

Bemüht man die Kirchenbücher von Scherfede Rimbeck und Allagen, so stellt man leicht fest, dass Maria Clara Schafmeister die am 03. Dezember 1866 zu Rimbeck geborene eheliche Tochter des Joannes Heinrich Schafmeister (*1835 – + nach 1897) und der Maria Veronika Tillmann (*1844 – +1897) war.

Ordnet man diese Eheleute in das Familienbild der Familien Schafmeister ein, so war Clara die eheliche Tochter eines zweifelsfrei ehrbaren Cousins von Pastor Joseph Schafmeister. Wobei dessen Schwester bzw. Pfarrhaushälterin, Theresia ger. Thea Schafmeister (*1841 – +1909) , sowohl Taufpatin zu Rimbeck als auch Trauzeugin in Allagen war.(3, 6) 

Die dem Joseph Schafmeister unterstellten Ehevermittlungsbemühungen lassen sich wenn überhaupt eher seiner Schwester als Verdienst zurechnen.

In moralischen Fragen war Joseph Schafmeister über jeden Zweifel erhaben, wie viele Beispiele in der Allagener Geschichte zeigen.

Er hatte für sich selbst eine strenge Lebensregel aufgestellt, nach der er Zeit seines Lebens vorging.

Lebensregel

1 Tagesordnung, die ich mir selbst vorschreibe
2 Amtsordnung, die mir mein Beruf vorschreibt
3 Hausordnung, die mir der Anstand vorschreibt

 

1 Tagesordnung

1 Ich will jeden Morgen zur bestimmten Stunde aufstehen. Die Mühe, welche mir das kostet, soll das erste Morgenopfer sein, das ich Gott darbringe. Ich will mich sogleich ankleiden u. während dessen mündliche Gebete verrichten, die ich auswendig weiß.

2 Angekleidet will ich knieend vor dem Cruzifix mein Morgengebet und wo möglich eine kleine Betrachtung verrichten.

3 Dem hl. Meßopfer will ich jeden Morgen beiwohnen und wenn dies unmöglich ist, mich in dasselbe empfehlen. Mit aller mir möglichen Sammlung des Geistes will ich beim hl. Opfer zugegen sein.

4 Die Stunden nach der hl. Messe will ich meinem Beruf nachkommen, und wo mein Beruf mich nicht in Anspruch nimmt in Arbeitssamkeit zubringen. Das Notwendige soll immer vor dem Nützlichen den Vorzug haben.

5 Das Mittagsmahl soll um 12 Uhr stattfinden u. der Genuß vor und nach Tisch geheiligt werden.

6 Nach Tisch soll zur Abspannung von Geist und Leib eine angemessene Erholung stattfinden. An den freien Tagen der Woche will ich in dieser Absicht einen Spaziergang machen. Die Erholung soll mich jedoch nie an meinen Berufspflichten hindern. Eingezogenheit, Anstand, Ernst will ich dabei besonders beachten.

7 Nach der Erholung will ich meine Beschäftigungen mit Ernst wieder aufnehmen.

8 Sooft es geht will ich dem Allerheiligsten oder dem Missionskreuze einen Besuch machen, wenigstens einmal in der Woche.

9 Sieben Uhr nehme ich das Abendessen, die Zeit darauf will ich nicht mehr ausgehen, sondern sie bis zum Schlafengehen (91/2 Uhr) in Arbeitssamkeit zubringen. Vor dem Schlafengehen bete ich knieend mich Mariae, Joseph und meinem hl. Engel empfehlend.

2 Amtspflichten

1 Meine Amtspflichten will ich mit Treue verrichten, daher mich auf den Unterricht stets vorbereiten.

2 Liebe und Ernst wil1 ich vereinigen, um die mir Anvertrauten gut zu erziehen. Die Hauptaufgabe soll es mir sein, ihr Herz zu bilden (keine Parteilichkeit).

3 Meine Amtspflichten will ich allen andern vorziehen.

4 Alle 4 Wochen will ich beichten

4 ….. u. Vorgesetzten will ich den schuldigen Gehorsam ….

3 Hausordnung

1 Auf meinem Zimmer soll stets die größte Reinlichkeit u. Ordnung herrschen.

2 Unnötige zeitraubende Besuche will ich nicht annehmen und machen. Nach 5 Uhr abends will ich stets allein sein.

3 Meine Kleidung soll stets dunkel, einfach, reinlich sein. Den Flitter hasse ich.

4 Ich will jedermann in meinen Worten, Unterhaltungen, im Glauben in der Liebe in der Eingezogenheit u. Züchtigkeit ein gutes Beispiel geben

Mittel zur Beobachtung

Öftere Überlesung und Beherzigung dieser Regel. Reue über die Fehltritte gegen dieselbe und Vorsatz. Monatl. Beichte, dann: Alle Arbeiten zur Ehre Gottes tun,, bei der Arbeit oft das Herz zu ihm erheben. Empfehlung in den Schutz Mariae usw.

Heilige Maria, hl. Joseph! Bittet für mich! (5) 

Lebensregeln

Priesterjubiläum 1912

Als ein herausragendes Ereignis sind zweifelsohne die Feierlichkeiten zu seiner 25jährigen Priestertätigkeit in Allagen anzusehen.

Ein Pressebericht im Patriot vom 17. Februar 1912 beschreibt den kompletten Festablauf und bedarf keiner weiteren Erläuterungen.

Pressebericht

Der Priester und Dechant Joseph Schafmeister starb am 09. November 1919 in Allagen im Alter von fast 77 Jahren, wovon er fast 33 Jahre in Allagen segensreich wirkte. Er setzte den Bischhöflichen Stuhl zu seinem Erben ein.(2) 

Gedenkstein

Quellen:

(1) NN: Chronik Meinerzhagen, Geschichte unserer Gemeinde,
(2) Nitschke; Ralf: Das Pastorat, Westfälisches Freilichtmuseim Detmold, Detmold 2006
(3) persönliche Mitteilungen, Familienarchiv, Familie Gröblinghoff, Westendorf
(4) Kraft, Bernhard: Geschichte des Kirchspiels Allagen. Ein Heimatbuch, 1967
(5) Pfarrarchiv Allagen
(6) Kirchenbücher Allagen
(7) Kirchenbücher Scherfede