Brücke Dorfstraße

Bau der Brücke auf Allagen-Dorfstraße

Die Ausarbeitungen von Bernhard Kraft geben auch hier einen umfassenden Einblick in die Bauaktivitäten der Gemeinde Allagen.(1)

Kraft schreibt dazu:

Der Bau der massiven Möhnebrücke auf Allagen-Dorfstraße wurde auf Antrag der Bewohner von Allagen und Westendorf am 3. April 1880 von der Gemeindevertretung beschlossen.

Die Gelder sollten aus den Dorfkassen Allagen, Niederbergheim, Westendorf und, so viel in derjenigen von Oberbergheim vorhanden, auch aus dieser Kasse entnommen werden.

Für den Bau der Brücke mußte einiger Grund und Boden von dem Dirkschen Besitztum erworben werden. Die Entschädigung dafür übernahm die Dorfkasse Allagen allein, da die Bewohner von AHagen das größere Interesse an dem Brückenbau hatten.

Das Frohneu-Haus nebst Grund und Boden westlich der alten Brücke war schon vorsorglich für den Brückenbau 1872 angekauft. Am 14. Dezember 1878 war das Haus auf Abbruch zum Verkauf ausgesetzt worden. Auf das Angebot von 186 Mark war zwar der Zuschlag vorerst nicht erteilt worden, doch wird das am Endergebnis nicht viel geändert haben.

Der Maurermeister Rademacher wurde beauftragt, einen Kostenanschlag für den Brückenbau aufzustellen.

Das Fundament soll von dem Wegearbeiter Tigges und dem Steinbrecher C. Ferber untersucht werden. Gleichzeitig sollen sie feststellen, ob oberhalb der jetzigen hölzernen Brücke brauchbare Steine sind. (Wahrscheinlich rührt die Unebenheit des Geländes zwischen Bahn und Brücke aus dem Versuch, hier Steine zu brechen.)

Statt des Baues einer massiven Brücke wurde auch die Errichtung einer Eisenbrücke in Erwägung gezogen. Es wurde ein Gutachten des Eisenbahnmeisters Viehahn zu Soest und des Königlichen Kreisbaumeisters Caesar zu Arnsberg eingeholt. Aufgrund der Gutachten der beiden Beamten entschied man sich für den Bau einer Steinbrücke. Der Kostenanschlag belief sich auf 15 000 Mark.

Auszüge aus dem Gemeindeprotokoll:

3. Oktober 1880: Dann wurde beschlossen, oberhalb der hölzernen Möhnebrücke in dem schon von C. Ferber geöffneten Steinbruche zu dem Bau der massiven Möhnebrücke 200 (m3) Steine im Wege des Meistgebots zu verdingen.

28. Oktober 1880: … beantragt die Versammlung einstimmig, eine Beihilfe. Seitens des Provinzial-Wegebaufonds zu den auf 15 000 Mark veranschlagten Kosten des Neubaues einer massiven Fahrbrücke über den Möhnefluß zum Dorf Allagen zum Betrage von 5000 Mark und soll die Bedürftigkeit der Gemeinde Allagen zu einer solchen Unterstützung in separaten auseinandergesetzt werden. Die Versammlung erkennt ausdrücklich an, daß sie zum Bau und zur Unterhaltung der Brücke verpflichtet ist, daß der Bau der Brücke im Jahre 1881 ausgeführt werden soll, daß nach Bewilligung der nachgesuchten Unterstützung von 5000 Mark die noch fehlenden Baukosten im Betrage von 10 000 Mark von der Gemeinde Allagen allein aufgebracht werden sollen und endlich, daß die von der Provinz zu gewährende Unterstützung nicht auf einer Rechtspflicht beruhe.

Zum Leiter des gesamten Brückenbaues wurde Eisenbahnbaumeister Viehahn zu Soest gewählt. Der Gemeindevorsteher Tigges und die Gemeindevertreter ]os. Budde und Kaspar Berghoff sollten die Gemeinde beim Bau vertreten. Die Ausführung des Brückenbaues wurde nach zweimaligem Verding dem Maurer Rademacher in Wamel übertragen. –

Wir hören dann, daß Rademacher „unbefugter Weise 21/2 Ruten ausgesuchte Wölbesteine aus dem Gemeindesteinbruch am Krebsufer abgeholt hat.“ Rademacher soll entweder die Steine zurückbringen oder an die Gemeinde 50 Mark Wertersatz zahlen. Die Kosten für den Zu- und Abfuhrweg waren mit 600 Mark veranschlagt.

Brücke zur Dorfstraße

Nach Fertigstellung der Brücke stellte sich aber heraus, daß der ganze Weg von der Provinzial-Möhnestraße bis ins Dorf höher gelegt und gehörig chaussiert werden mußte,

„da der alte ins Dorf führende Weg westlich der Möhne ein tiefer, einspuriger, unebener Hohlweg war.“

Außerdem mußten für die Weiterführung des Weges einige Absplisse von Grund und Boden des Gastwirts Dirks, des Gastwirts Fr. Hecker und des Schreinermeisters Schüth erworben werden.

Da die Gebote beim Verding der Arbeiten unter dem Kostenanschlag geblieben waren, war der Staatszuschuß um 1360 Mark gekürzt worden. Die Gemeinde bat dann die Provinz um einen Zuschuß – wahrscheinlich um die 1360 Mark – zu den mit 3500 Mark veranschlagten Wegebaukosten, da der Notstand der Gemeinde durch die diesjährige (1881) sehr schlechte Ernte und das Darniederliegen aller Geschäfte so sehr im Zunehmen ist, daß man mit Bangen der Zukunft entgegensieht; zudem treten die verheerenden und schon seit 7 Jahren die Gemeinde belästigenden Feldmäuse auch in diesem Jahre wieder verheerend auf.

Bei der endgültigen Abrechnung mit dem Maurer Rademacher am 6. Februar 1882 wurde die gesamte Bausumme – gemeint sind wohl die eigentlichen Baukosten – inkl. aller vorgenommenen Mehrarbeit auf 10 870 Mark festgesetzt mit der ausdrücklichen Bestimmung,

„daß Rademacher alle in der Vorbedingung bedungenen Kosten, sowie die Kosten der schon von der Gemeinde gebrochenen und gewerkten Steine, auch die von ihm aus dem Krebsufer geholten Steine zu 50 Mark an der bezeichneten Summe in Abzug gebracht werden. Die sich herausstellende Restforderung soll unter Einhaltung von 150 Mark für noch zu werdende Verputzarbeiten und das Verankern der Deckplatten angewiesen werden.“

Rademacher bescheinigte die Annahme dieser Abrechnung mit seiner Unterschrift.

Damit war der Brückenbau abgeschlossen.(1)

Brücken bauen.
Brücken erhalten.

Heute stehen die historischen Brücken Allagens unter denkmalschutz.

Ein interessanter Punkt im Leben der Brücke Allagen-Dorfstraße war der Kampf um ihre Erhaltung und die Erhaltung der anderen Steinbrücken im Möhnetal Anfang dieses Jahrtausends.

Es hatte sich hierzu eine Bürgerinitiative gegründet, die an der der Unteren Denkmalschutzbehörde vorbei erfolgreich einen Antrag bei der Oberen Denkmalschutzbehörde auf Denkmalschutz für die landschaftsprägenden Brücken gestellt hatte.

Auch hier hat bürgerlicher Gemeinsinn dem Dorf geholfen.

Quellen:

(1) Kraft, Bernhard: Geschichte des Kirchspiels Allagen (1967)