Prof. Frank William Westhoff, Sohn von Auswanderern aus Allagen, läßt einen gesamten Campus singen
In den 1850er Jahren ergehen angesichts der schlechten Lebens- und Zukunftsaussichten große Auswanderungswellen von Deutschland aus in die USA. Auch aus der Region Warstein, Belecke und Anröchte machen sich ganz Familien auf, um in der Fremde ihr Glück zu versuchen.
Die Geschwister Westhoff gen. Rusche aus Allagen entschließen sich zusammen mit dem Schwager Friedrich Roderfeld gen Schweues den Heimatort Allagen zu verlassen.
Beginnen wir mit Anna Maria Francisca Elisabeth Artmann gen. Rusche. Sie ist die Tochter von Joes. Wilhelm Artmann, der in das Haus Rusche eingeheiratet hat. Diese Hausstätte befindet sich zu dieser Zeit am Stukenweg in Allagen, etwas unterhalb des heutigen Hauses von Heinrich Münstermann.
Sie heiratet 1817 den Conrad Schüth aus Steinhausen. Die Eheleute haben drei Kinder, wobei der ältere Sohn Johann Franz später die noch heute bekannten Familienzweige Schüth in Allagen begründet.
Der Tod des Conrad Schüth im Jahre 1825, der nur 38 Jahre alt wird, bedeutet einen Einschnitt in das Familienglück. Die Witwe Schüth verheiratet sich bereits nach einem Jahr mit Georg Westhoff gen. Mönscheper (auch Meinschäfer) aus Stockum, der sich nun Rusche nennt. Von den sechs Kindern dieser Ehe sterben zwei bereits im Kindesalter.
Der Sohn Franz Theodor ger. Theo Westhoff heiratet 1852 in Allagen die Anna Maria Elisabeth Roderfeld gen. Schweues. Deren erstes Kind, Maria Francisca, wird Ende 1853 in Allagen geboren.
Damit endet auch schon die Existenz der Familie Westhoff gen. Rusche in Allagen.
Die vier Geschwister Westhoff entschließen sich zur Auswanderung in die USA. Das gleiche tut Friedrich Roderfeld gen. Schweues, Schwager des Theo Westhoff. Ob die Eltern Westhoff bereits verstorben sind, was man annehmen kann, ist noch zu ergründen.
Die Hausstätte Westhoff bzw. Artmann gen. Rusche geht jedenfalls in das Eigentum der Nachbarfamilie Nübel gen. Stuckmann, heute Münstermann, über und wird später abgetragen.
Vier Geschwister wagen die Reise in die USA
Nach mühevoller und beschwerlicher Überfahrt trifft die Gruppe in New Orleans ein, was jedoch unmittelbar mit dem ersten Schicksalschlag einhergeht. Die in Allagen geborene Tochter Maria Franzisca Westhoff verstirbt unmittelbar nach dem Eintreffen in New Orleans.
Die Geschister Westhoff fassen sehr schnell Fuß in der neuen Heimat.
So gründet Elisabeth Westhoff mit Jacob Höckelmann, der 1823 in Waldhausen geboren ist, ein große Familie.
Die Theresia Westhoff heiratet 1854 in St. Charles den Engelberth Stahlschmidt aus Warstein. Zwei Kinder werden geboren, zunächst Anthony, der bei der Geburt stirbt, und Joseph. Doch Theresia stirbt schon einen Monat nach der Geburt des zweiten Kindes. Der Witwer heiratet 1857 in zweiter Ehe Margaretha Schulte, die Tochter der Emigranten Johann Franz Marcus Schulte und Anna Maria Gertrud Kegel aus Anröchte.
Die Geschichte der dritten Westhoffschwester Maria Catharine bleibt uns etwas verschlossen. Es ist wahrscheinlich, dass sie im Jahre 1855 einen gewissen Joseph Eikhof heiratet.
Frank. Westhoff, ein Musiktalent
Die Eheleute Theo Westhoff und Anna Roderfeld lassen sich, wie bereits unzählige Deutsche, in St. Charles County nieder und betreiben eine kleine Landwirtschaft.
In den Folgejahren haben sie weitere neun Kinder. Von diesen Kindern wollen wir uns nun speziell deren Sohn Frank William zuwenden, der am 14.06.1863 in O`Fallon St. Charles, Missouri geboren wird.
Bereits im Alter von sieben Jahren nimmt Frank Musikunterricht bei seinem Onkel, Englebert Roderfeld, ein bekannter deutscher Musiker, der ebenfalls mit der Familie Westhoff eingewandert ist.
Mit vierzehn Jahren beginnt er mit dem Orgel- und Klavierstudium, einige Zeit später kommen Kornett und Klarinette dazu sowie Komposition und Orchesterleitung. Er wird mit sechzehn Jahren bereits Leiter des örtlichen Kirchenchors.
Seine Laufbahn als Lehrer beginnt etwa im Jahre 1884 als er bereits Klavier- und Orgelunterricht gibt.
Ruf an die Illinois State Normal University
Er tritt in den Hochschuldienst ein, nachdem er vom Hochschulpräsidenten der Illinois State Normal University im Jahre 1901 eingeladen wird und wird dort Mitglied als Hochschullehrer. Er beginnt unmittelbar damit die gesamte Hochschule in Gesang zu unterrichten, wobei er täglich für eine halbe Stunde die komplette Schule singen läßt. Erst danach unterrichtet er regulär weiter. Durch Frank W. Westhoff wird die Musik auf dem Campus als eine Sebstverständlichkeit etabliert.
Frank W. Westhoff ist bis zum Jahre 1935 als Direktor der Musikabteilung tätig, wobei unter seiner Leitung die Abteilung Musik an der Illinois State Normal University große Anerkennung erfährt und ein werbewirksames Alleinstellungsmerkmal der Einrichtung ist.
Er veröffentlicht mehrere Lehrbücher, z.B. „Select rote Songs and Elementary Music Reader“ und drei Beiträge der „The ideal Music Series book“. Die Werke werden zum Standardlehrmaterial in den Schulen in der näheren und weiteren Umgebung. Auch in seinem Ruhestand wirkt er noch drei Jahre lang als Hochschullehrer weiter.
Frank W. Westhoff verheiratet sich im Oktober 1889 mit Apolonia oder Lonia Gaebler. Die Eheleute haben vier Kinder. Seine Frau und zwei seiner Söhne sterben noch zu seinen Lebzeiten. Zwei weitere Kinder überleben ihn, nämlich die Tochter Margaret, ebenfalls Dozentin für Musik an der selben Institution wie ihr Vater und sein Sohn Clarence.
Er ist viele Jahre ein engagiertes Mitglied der Holy Trinity Church, St. Charles. Frank W. Westhoff stirbt am 03.10.1938 und wird auf dem St. Marien Friedhof bestattet.