„Der Techniker“ Franke
Die nationalen und internationalen Aktivitäten der Firma Dassel erforderten die Anwerbung und Gewinnung qualifizierter Mitarbeiter, die insbesondere im Angestelltenbereich nicht selbst ausgebildet werden konnten. Karl Franke war eine solche Persönlichkeit. Der Familienname Franke läßt auf ein Kind hiesiger Region schließen. Dem ist aber nicht so.
Karl Franke stammt aus Österreich. Er wurde am 04.11.1874 in Saubsdorf im österr. Schlesien geboren.
Es muss angenommen werden, dass er seine Ausbildung an der örtlichen Landesfachschule für Marmorindustrie in Saubsdorf absolviert hat.
Etwa 1899 verheiratete er sich mit Martha Kornetzky, die am 03.08.1878 in Ober Peilau Reichenbach geboren war. Die Kinder Kurt und Else erblickten 1900 und 1902 in Ober-Mittel Peilau Reichenbach das Licht der Welt.
Sein Ausbildungs- bzw. Lebensweg als Techniker führte ihn zunächst zur Firma W. Thust in Gnadenfrei. Dieses Unternehmen wurde im Jahre 1819 in Gnadenfrei, das zum Landkreis Reichenbach gehörte, von einem 15-jährigen Steinmetzen gegründet. Die Firma war für lange Zeit bekannt als einer der renommiertesten Steinmetzbetriebe in Deutschland.
Karl Franke war für einen Zeitraum von 9 1/2 Jahren bei der Firma W. Thust in Gnadenfrei tätig.
Anschließend wechselte er für kurze 7 Monate zur Firma Schleipfer nach Erfurt. Die Firma August Schleipfer verarbeitete Thüringer Marmor. Dieser hatte die Nachfolge des Carl Herdas angetreten, ein Unternehmen der Marmor-, Granit-, Syenit-Industrie. Die bekannten Werkstätten für künstlerische Bildhauerei in Erfurt.
Der Wechsel nach Dortmund war der nächste Schritt, wo er für 1 1/2 Jahre für die Westdeutsche Marmor- und Granitwerke Aktiengesellschaft tätig wurde.
Es existiert eine aufschlußreiche Meldekarte in Posen, demnach ist er von Beruf Techniker, seine Nationälität ist weiterhin Österreicher. Er wechselt mit Frau, Sohn und Tochter von Dortmund nach Posen, wo er ab 01.08.1910 gemeldet ist. Ein persönlicher Eintrag besagt, „19.11.1910 Berlin“, wohl ein kurzer Abstecher. In Posen ist er für die Firma Doppelstein tätig. Bereits am 19.12.1910 meldet sich die Familie mit Ziel Peilau Reichenbach in Posen ab.
Gemäß eines Personaleintrags war er nun vom 01.11.1910 bis 31.12.1911 bei „Funck“ tätig. Es gibt Hinweise, dass er in Lëtzebuerg in Luxemburg tätig wurde, was aber noch zu prüfen ist.
Der weitere Lebensweg der Familie wird nun deutlich klarer, da Karl Franke mit Wirkung 02.01.1912 als Techniker bei der Firma Dassel in Allagen in Anstellung geht. Die erste Wohnung für Familie Franke wird mit Berghoffs Haus Allagen angegeben.
Der Firma Dassel bleibt er sein weiteres Berufsleben treu. Er stirbt am 11.10.1933 in Soest.
Sein Sohn Kurt und auch seine Tochter Else werden Mitarbeiter der Firma Dassel.
Kurt Franke begann seine Tätigkeit am 01.04.1915 bei der Firma Dassel. Er wurde als einer der letzten jungen Männer noch zum Wehrdienst eingezogen und geriet in Kriegsgefangenschaft, aus der er erst im Jahre 1919 zurückkehrte. Ihn verband eine enge Freundschaft mit seinem Kollegen Franz Wohlmeiner. Dieser beschreibt in einem seiner zahlreichen Gedichte diese Situation.
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vierundeinhalbes Jahr verflossen,
der Krieg er jetzt ein Ende fand
War mein Kollege auch erschossen,
gefangen noch in Feindesland?
Die Eltern warten Tag um Tage,
da bracht` ein gütiges Geschick
plötzlich die Wendung dieser Lage,
Kollege Kurt kam doch zurück.
Herr Franke energiegeladen
Nahm bald uns in ein Studium.
Warum dacht` ich, es kann nicht schaden,
von Haus aus ist man doch nicht dumm.
….
Dieser energiegeladene Herr Franke, Karl Franke, hat in den zwanziger Jahren seinem Sohn Kurt und dessen Freund Franz Wohlmeiner über einen Zeitraum von zwei Jahren einen privaten abendlichen Techniker-Kursus gegeben. Die Arbeitshefte zur Algebra, Konstruktionslehre, Architektur, die Brig‚schen Logarithmen etc. existieren noch heute.
Beide waren ihr gesamtes Berufsleben lang wichtige Stützen der Firma Dassel.