Grenadier

Ehrentod auf der Landwehr zu Westendorf

Die Landwehr zu Westendorf wird gemäß Bernard Kraft mit folgendem Ereignis in Verbindung gebracht: (1)

„Auf dem Rückzug der französischen Armee aus Russland im Jahre 1814 sollen nach glaubwürdiger Überlieferung auf dem benachbarten Neuschultenhofe fünf französische Grenadiere in Quartier gelegen haben.

Der Grenadier auf der Landwehr zu Westendorf (3) 

Das Schicksal der geschlagenen Armee Napoleons ging diesen tapferen Soldaten so zu Herzen, dass einer derselben eines Morgens früh in Uniform auf den Wall unter die alte knorrige Eiche ritt, dort zuerst sein Pferd und dann sich selbst erschoss.

Dass der Soldat sich ausgerechnet von dem tiefer gelegenen Quartier bis oben auf den Grenzwall begab, lässt sich vielleicht dadurch klären, dass man von dieser Stelle eine prachtvolle Fernsicht weit ins Land hatte und der Soldat, den Blick sehnsüchtig gen Westen nach seiner fernen Heimat gerichtet, in einem Anfall von Schwermut Hand an sich legte.

An derselben Stelle ist er dann in voller Rüstung mit seinem Pferde begraben worden.“ (1) 

Die Grenadiere

Nach Frankreich zogen zwei Grenadier,
Die waren in Rußland gefangen.
Und als sie kamen ins deutsche Quartier,
Sie ließen die Köpfe hangen.

Da hörten sie beide die traurige Mär:
Daß Frankreich verloren gegangen,
Besiegt und zerschlagen das große Heer –
Und der Kaiser, der Kaiser gefangen.

Da weinten zusammen die Grenadier
Wohl ob der kläglichen Kunde.
Der eine sprach: Wie weh wird mir,
Wie brennt meine alte Wunde!

Der andre sprach: Das Lied ist aus,
Auch ich möcht mit dir sterben,
Doch hab ich Weib und Kind zu Haus,
Die ohne mich verderben.

Was schert mich Weib, was schert mich Kind,
Ich trage weit beßres Verlangen;
Laß sie betteln gehn, wenn sie hungrig sind –
Mein Kaiser, mein Kaiser gefangen!

Gewähr mir, Bruder, eine Bitt:
Wenn ich jetzt sterben werde,
So nimm meine Leiche nach Frankreich mit,
Begrab mich in Frankreichs Erde.

Das Ehrenkreuz am roten Band
sollst du aufs Herz mir legen;
Die Flinte gib mir in die Hand,
Und gürt mir um den Degen.

So will ich liegen und horchen still,
Wie eine Schildwach, im Grabe,
Bis einst ich höre Kanonengebrüll
Und wiehernder Rosse Getrabe.

Dann reitet mein Kaiser wohl über mein Grab,
Viel Schwerter klirren und blitzen;
Dann steig ich gewaffnet hervor aus dem Grab,
Den Kaiser, den Kaiser zu schützen.

Heinrich Heine (2) 

Quellen:

(1) Kraft, Bernard, S. 158

(2) Heinrich Heine: Buch der Lieder

(3) Wikipedia: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Napoleon_Guard_Horse_Grenadier_by_Bellange.jpg