Die Architekten Metzendorf

Der Architekt Prof. Metzendorf, Baumeister der Bergstraße, und das Haus Griese in Allagen

Ferdinand Ferber

Das Haus des Gaudenz Ferber stand in Allagen an der Ecke der heutigen Viktor Röper Straße zum Wisor. Die Familie, die damals in Allagen auch Tipschulte genannt wird, bildet die spätere Linie der Ferbers in Westendorf, die dort Kuismuis genannt wird, abgeleitet von Kettenschmied. Durch Einheirat des Johannes Ferber in das Kettenschmiedehaus Schrewe gelangt der Familienstamm nach Westendorf.(1) 

Die Hausstätte in Allagen wird in den Folgejahren von dem Fabrikanten Georg Dassel übernommen, da das Haus unmittelbar an sein Wohn- und Fabrikgelände angrenzt. Er nutzt dieses doch eher kleine und bescheidene Haus als Wohnhaus für die Familien seiner Werkmeister.

Werkmeisterhaus des Georg Dassel, vormals Ferber

Der Steinhauer Wilhelm Meuth (*1872-†1957) aus Villmar heiratete im Jahre 1896 in Elberfeld die Maria Mund (*1874-†1962). Er ist mit seiner Familie um die Jahrhundertwende nach Allagen gekommen und seit dem 01.11.1910 Werkmeister bei der Firma Dassel in der Marmorpoliererei tätig. Die Familie lebt im besagten Haus.

Familie Meuth zur Silberhochzeit im Jahre 1921 vor dem Werkmeistehaus mit dem Kraftwagen des Georg Dassel. Rechts sind die Eheleute Josef Trost zu sehen.

In den Annalen des Bauarchivs der Stadt Warstein findet sich eine Bauakte zu dieser Hausstätte. Wie dort zu lesen ist, ist das Haus am 16. Mai 1925 abgebrannt und ein Raub der Flammen geworden. (2,4)

Der Patriot berichtet am 18.05.1925 zum Brand des Wohnhauses Meuth
Werkmeisterhaus Dassel als Brandruine

Die Familie Meuth erhält für kurze Zeit ein Ausweichquartier auf dem Firmengelände Dassel und wohnt später bei der Familie Helle im Wisor.

Mehr oder weniger zufällig betreibt Georg Dassel im Jahre 1925 ein Bauvorhaben im Odenwald. Er läßt dort eine Villa für den Werkleiter des Zweigwerkes Marmor und Granitwerk Schönberg/Wilmshausen errichten. Es entsteht ein repräsentatives Anwesen an der Einmündung in die Arnauer Straße nach Plänen von Josef Winter, einem Mitarbeiter der renommierten Architekten Heinrich und Georg Metzendorf. (3)

Der Wiederaufbau des Hauses in Allagen, im sauerländer Landstil, wird gewissermaßen als Nebenbaustelle von keinem anderen als von Josef Winter geplant, der als leitender Architekt im Büro von Prof. Heinrich Metzendorf (*1866, †1923) tätig ist.

Architekt Prof. Heinrich Metzendorf, der „Baumeister der Bergstraße“

Der bekannte Architekt Prof. Heinrich Metzendorf, der „Baumeister der Bergstraße“, ist 1923 verstorben. Seine Ehefrau führt das Büro formal unter Mitwirkung von Josef Winter fort. Die Verantwortung übernimmt ihr Schwager der Architekt Prof. Georg Metzendorf.

Bauplan des Josef Winter vom Architekturbüro Prof. Heinrich Metzendorf

Das Bauvorhaben gestaltet sich bereits im Juli 1925 als recht schwierig. Es kommt zum Streitpunkt bezüglich der Hausabstände zu den angrenzenden Wegen. Statt geforderte 2,5 m Abstand werden lediglich 1,7 m Abstand gemessen. Ein reger amtlicher Briefwechsel beschreibt die Vorgänge. Das beabsichtigte Einlenken des genervten Gemeindevorstehers Theodor Ferber wird vom Gemeinderat nicht gebilligt. Es kommt zu Strafzahlungen des Bauherren Georg Dassel und des Bauunternehmers Wilhelm Franke gen. Schwemmer aus Niederbergheim. Die sofortige Stilllegung des Bauvorhabens ist die Folge.

Nähere Informationen zum weiteren Gang der Dinge gibt uns die Bauakte nicht. Das sichtbare Ergebnis spricht aber für eine gütliche Einigung.

Das Haus wird nach den Plänen des Architekturbüros Metzendorf zu Bensheim ausgeführt und steht bis heute unverändert an seinem exponierten Platz.

Familie Meuth hat das Haus nach der Fertigstellung wieder bewohnt. Im Jahre 1930 heiratet Maria Meuth den Joseph Lenze. Das Hochzeitsfoto zeigt die Familie vor dem Haus.

Die Hochzeitsgesellschaft vor dem Haus der Familie Meuth im Jahre 1930

Nach der Heirat im Jahre 1933 bewohnen die Eheleute H. Dassel zunächst für ein Jahr dieses Haus.

Weitere Bewohner sind die Familien der leitenden Mitarbeiter der Firma Dassel, die des Heinrich Rusche und des Franz Griese, der es schließlich erwirbt und dessen Sohn Bernd es bis heute bewohnt, liebevoll pflegt und für die Nachwelt erhält.

Es ist bemerkenswert, dass dieses Haus bis heute keinerlei substanzielle Eingriffe erleben musste.

Ein Haus nach den Plänen der Architektenbrüder Metzendorf mitten in Allagen.

Haus Griese Allagen

Übrigens, die langjährigen Mitarbeiter der Firma Dassel, Josef Ferber und Bernd Griese haben die Fa. G. Dassel GmbH & Co. KG. übernommen. Im Jahre 2010 wurde die Fa. Naturstein Dassel GmbH gegründet.  Alleiniger Geschäftsführer ist heute Tobias Griese, der mit der Prokuristin Gabriele Koerdt die Geschicke der Firma lenkt.

Der Kreis schließt sich.

 

Quellen

(1) Familienforschung Ferber zu Allagen
(2) Bauunterlagen, Archiv der Stadt Warstein, 1925.
(3) Wikipedia, Heinrich und Georg Metzendorf
(4) Archiv Patriot