Der Oelmannshof

Oelmann zu Suidthausen

von Ferdinand Ferber und Ferdi Kühle

Nach einem langen und anstrengenden Arbeitstag fährt der Ackermann mit seinem Pferdegespann entlang des schmalen Feldweges am Rande des steil zum Möhnefluß hin abfallenden Hanges von Oisterallagen nach Suidthausen und erreicht seinen Hof, den Oelmannshof.

Oisterallagen bzw. Suidthausen und auch der Oelmannshof existieren heute nicht mehr.

Der Oelmannshof gehört ursprünglich zu den Besitzungen der adligen Familie des Hans von Uden, die einen großen Hof in Oisterallagen besessen hat. Durch Teilung sind die Höfe Gerwin und Neuschulte zu Westendorf und der Oelmannshof zu Suidthausen gebildet worden. Die Besitzungen gehen später an das Kloster zu Niederbergheim bzw. Rüthen.(3)

Frühe bekannte Nennungen eines Oelmann im Kirchspiel Allage finden sich in den Schätzlisten des Sauerlandes der Jahre 1535 und 1543 sowie 1565. Dort sind in Oberbergheim ein Tulman, Thulman bzw. Oilman registriert. Die Schreibweisen variieren bis dahin recht stark.

Jobst Oelmann zu Suidthausen wird im ältesten Kirchenbuche Allagens im Jahre 1608 als Pächter von kirchlichen Liegenschaften aufgeführt. Bereits hier wird auf den späteren Pachtnehmer Craes Oelmann verwiesen.

Pachtsituation des Oelmann zu Suidthausen im ältesten Kirchenbuche Allagens aus dem Jahre 1608 (1)

Im Kopfschätzregister des Jahres 1717 wird Johan Oelmann als ein Halbspann zu Oberbergheim aufgeführt, der mit seiner Frau, dem 12 Jahre alten Sohn Wilhelm und vier Töchtern, nämlich Elisabeth, Salome, Margaretha und Anna zur Veranlagung herangezogen wird. Zum damals recht ansehnlichen Hof gehören zudem zwei volle Knechte, der Ernst und der Johann, außerdem der Ferdinand und ein halber Junge Jacob.

Zu zwei der genannten Kinder und zwar zu Wilhelm und zu Anna lassen sich die weiteren Lebenswege verfolgen. Anna verheiratet sich mit Winold Schulte gen. Barnhusen zu Westendorf und gründet die späteren Linien mit Beinamen Barnhusen über die Sippen Semme und Brass, wobei letztere die uralte Hausstätte in den Besitz der heutigen Familie Haarhoff übergehen ließ.

Oelmann Trockels

Der Hoferbe zu Suidthausen (auch Sudhusen) Wilhelm Oelmann (ca.1705-1762) verheiratete sich schon vor 1727 mit Annae Trockels, von der bis auf ihr Sterbedatum im Jahre 1761 keine näheren Angaben vorliegen.

Kopfschätzregister aus dem Jahre 1717 (6)

Oelmann Haarhoff

Von den fünf bekannten Kindern der Eheleute führt Johannes Wilhelmus Oelmann (1731-vor1808) die Hofstätte als Bauer fort.

Der älteste Sohn bzw. Bruder Joannes Henricus Oelmann (1727- vor 1773) leistet sich im Jahre 1759 eine uneheliche Tochter und scheint dadurch sein Erbrecht verwirkt zu haben. Seine spätere Heirat im Jahre 1766 mit der Witwe Margarethe Göbel gen. Blome geborene Schulte zu Wintrop bringt zwei Söhne hervor, von denen der jüngere Wilhelm Gaudenz Oelmann (1769-1815) die Gertrud Arens gen. Timann (1787-1856) zu Westendorf heiratet. Sie wird bereits 1815 zur Witwe und heiratet den Caspar Müller gen. Timens, eine Familie, die noch heute in Westendorf etabliert ist.

Nun zurück zu Johannes Wilhelmus Oelmann (1731-vor1808), der am 14.09.1762 die Petronella Haarhoff (1735-1816) vom Haarhof auf der Haar heiratet. Von dreien der sechs Kinder dieser Ehe lassen sich weitere Lebenswege aufzeichnen.

Der Oelmannshof auf der Lieth als Berghof bezeichnet in einer alten Militärkarte

Oelmann Linnhoff

Der Hoferbe ist der auf den Namen Joannes Casparus Henricus Oelmann (1767-1811) getaufte erstgeboren Sohn, welcher sich im Jahre 1804 recht ordentlich mit Maria Sibilla Linnhoff (1780-1845) aus der Familie Schulte zu Drüggelte verheiratet.

Heirat im Jahre 1804 (1)

Die Ehe ist mit vier Kinder, einem Sohn und drei Töchtern, gesegnet. Diese sogenannten guten Jahre werden getrübt als im Jahre 1811 der Landwirt Henricus Oelmann und im Jahre 1813 der einzige Sohn der Familie im Alter von sieben Jahren versterben. Zu allem Unglück ist Caspar Oelmann, der Bruder des Heinrich bereits 1811 gestorben, so dass die Geschicke des Hofes zunächst in den Händen des dritten Bruders Ferdinandus Franciscus Wennemarus Oelmann (1775-1835) liegen.

Menne gen. Oelmann

Die Witwe Sibilla Oelmann geb. Linnhoff heiratet im Jahre 1812 den Georg Adolph Menne (1779-1839) aus Hewingsen. Dieser nennt sich nun Menne gen. Oelmann. Seine Ehe im Hause Oelmann erweitert die Familie um sieben weitere Kinder.

Die jüngere Tochter aus erster Ehe, Clara Christine Oelmann (1808-1875), geht die Ehe mit dem Landwirt, Gutsbesitzer und Leibzüchter zu Niederbergheim dem Franz Caspar Luig (1810-1879) ein und schenkt ihm neun Kinder. Der uralte Hof Luig zu Niederbergheim wird in der Folgezeit nicht an eines der Kinder übergeben, sondern geht in den Besitz von Heinrich Loag und bildet heute den Loagshof zu Niederbergheim.

Eickhoff gen. Oelmann

Im Hause Oelmann tritt 1837 die älteste Tochter M. Anna Clara Oelmann (1806-1846) die Bürde der Erbtochter durch Heirat mit Adam Heinrich Eickhoff gen. Hofschulte (1799-1878) an.

Die Ehe kann fünf Kinder, einen Sohn und vier Töchter, aufweisen, wobei wiederum der einzige und erstgeborene Sohn bzw. potenzielle Erbe im Alter von zehn Monaten verstirbt. Die jüngste Tochter wird nur ein Jahr alt. Von zwei Töchtern ist nichts weiter bekannt. Die älteste Tochter verheiratet sich später nach Ense Bremen. Die Mutter Clara Eickhoff geb. Oelmann verstirbt zu allem Unglück noch im Dezember 1846. In dieser Situation ist schließlich die genetische Folge der Oelmänner auf der Stätte Oelmann beendet.

Adam Eickhoff gen. Oelmann geht im Jahre 1848 eine neue Ehe mit der Maria Christina Nölleke (1819-1889) vom Nachbarhof in Oberbergheim ein. Es folgen vier Kinder, drei Töchter und ein Sohn.

Die Tochter Josefine verheirate sich mit Caspar Korf und lebt im Kirchspiel Mülheim, Anna Maria Catharina heiratet in Mülheim den Franz Borggeve, Elisabeth Theresia Josephine Francisca heirate in die Nachbarschaft und zwar den Ferdinand Eberhard Hövelmann gen. Koch und zum weiteren Lebensweg des jüngsten Kindes Franz Heinrich Eickhoff gen. Oelmann lassen sich noch keine Angaben machen.

Auszug aus der Mutterrolle zum Hof Oelmann (5)

Soweit die genealogischen Daten zur Familie Oelmann zu Oberbergheim bzw. zu Suidthausen.

Oelmannshof zu Sudhusen

In einem amtlichen Schriftwechsel zwischen den Amtmännern Schäferhoff und Koffler zu den Vermögensverhältnissen der Brüder Heinrich und Adam Eickhoff zu Oberbergheim aus dem Jahre 1873 ist zu lesen:

„… der Bruder desselben Adam Eickhoff gen. Oelmann daselbst besitzt nach dem vor …. Vermögen von 7500 M. Er ist ebenfalls sehr … und arbeitsunfähig und lebt mit seiner Frau und 3 Kindern von den Zinsen seines verbrieften Vermögens und wohnt zur Miethe. Grundvermögen besitzt er nicht mehr….“ (4)

Gegenstand dieses Schriftwechsels waren Rückfragen zum Testament des Bruders der beiden, des in Ense Bremen verstorbenen Pfarrers Franciscus Ernestus Casparus Eickhoff (1802-1872).

Der Oelmannshof ist offensichtlich von der in wirtschaftliche Not geratenen Familie verlassen und ist in der Folgezeit abgetragen worden.

Lage des Oelmanshof mit Gebäuden und großem Hofteich (8)

Bis zum Jahre 1947 bezog die Molkerei zu Niederbergheim das notwendige Wasser in der Hauptsache aus den Quellen beim ehemaligen Oelmannshof.

Kraft schreibt im Zusammenhang mit der Errichtung der Molkerei bezüglich des Hofraumes,

„Auf’m Oelmannsberg“, 7 a 58 qm, aufgelassen am 13. Dez. 1899 vom Kirchspiel Allagen. Letzteres besaß die Grundstücke, u. a. das genannte obige Grundstück, seit 44 Jahren ununterbrochen als Eigentum. Eingetragen zufolge Verfügung vom 2. August 1838.“ (3)

Das bedeutet, dass bereits ein Jahr nach der Einheirat des Adam Eickhoff obiges Grundvermögen verkauft worden ist.

Es liegen keine zusammenhängenden Unterlagen und Dokumente zum Oelmannshof vor, so dass es ein ausgesprochener Glücksfall ist, dass Wilhelm Reinold gen. Veddern, Landwirt zu Oberbergheim, in seinen Lebenserinnerungen aus dem Jahre 1952 sein Wissen um die Geschichte Oberbergheims aufgeschrieben hat.

Zum Oelmannshof schreibt Wilhelm Reinold gen. Veddern:

„Dort oben rechts sehen Sie alte Eichen auf dem Berge stehen. Da stand früher Ölmannshof, -254 Morgen groß. Dieser Hof ist in den 1870er Jahren verkauft. Verschiedene Umstände hatten es mit sich gebracht, daß der Hof verschuldet war. Nach den Kriegen 1806 und 1807 und 1813 und 1814 blieben die Lasten des Krieges, besser die Nachwehen, ebenso gut auf Grund- und Hausbesitz hängen wie bei unseren beiden letzten Kriegen, deren Auswirkungen heute noch nicht soweit sind. Außerdem war Ölmannshof 1812 arg mitgenommen, als Napoleon nach Rußland zog. Nur ein blindes Pferd war auf dem Hof geblieben. 2 Brüder aus der Vorgeneration mußten noch mit nach Rußland, wovon einer dort erfroren ist.

In der letzten Generation waren ein Sohn und fünf Töchter auf dem Hof. Der Sohn ging nach Schlesien. Von den Töchtern war eine Frau Hövelmann hier, eine Frau Korf in Mülheim, eine in Bremen-Kreis Soest – eine Frau Borgrefe in Werl verheiratet und eine im Kloster, die später in Frankreich gestorben ist.

Eine Tochter des Sohnes, der nach Schlesien gegangen ist kam in der Hitlerzeit hierher, um die Heimat ihrer Vorfahren kennen zu lernen. Sie war auf einer Saatzucht in Stade, die 10000 Morgen Kartoffelbau hatten, tätig. Als wir im Kriege die Ukraine erobert hatten, suchte die Regierung geschulte Leute für Pflanzenzucht. Dieses Fräulein, -sie war so Ende der Dreißig und eine couragierte,- meldete sich für ein hohes Gehalt, doch sie ist nicht mehr in Tätigkeit getreten, denn der Rückzug aus Stalingrad hatte schon begonnen. -Zwei Tage hat sie mit dem Revolver in der Hand in einem Sonnenblumenfeld gelegen, aber bei der Überfahrt über den Dnjepr ist ihr noch ein Bein abgeschossen.

Vom Ölmannshof hat gekauft: Eickhoff für 14000 Thaler ca. 122 Morgen, – Loag für 10000 Thaler im Oberbergheimer Felde liegendes Land von Landrat v. Bockum-Dolffs.

Der Boden hier an dem Südabhang zur Möhne, meist minderwertiger Schiefertonboden mit Grauwacke durchzogen. Sie sehen ja auch, daß er meist nur als Weide genutzt wird. Östlich des früheren Hofes ist ein Steilabhang mit Buschwerk, die sogenannte „Lieth“.“ (2)

Der Oelmannsberg in der Gesamtansicht ca. 1910 (8)

Die hier gemachten Angaben lassen sich aus genealogischer Sicht durchgängig nachvollziehen und abgleichen. (7)

Oelmann gen. Timann

Dass der Oelmannshof vollständig und spurlos verschwunden sein soll, ist nicht ganz richtig.

Der zweite Ehemann der oben genannten Witwe Oelmann geborene Arens gen. Timann, der Caspar Wilhelm Müller, ein Schumacher aus Warstein, ist der Namensträger des Beinamens Timann zu Westendorf, so wie er noch heute als Müller gen. Tymens existiert. Er begründete gleichzeitig die Dynastie der Schumacher in Westendorf.

Zeitzeugen wissen nun zu berichten, dass das Haus der Familie Timann ursprünglich auf dem Oelmannshof südlich von Oberbergheim gestanden hat, dort demontiert wurde und an bekannter Stelle in Westendorf erneut errichtet worden ist.(9)

Hausstätte Müller gen. Tymens zu Westendorf (10)

Auch dieses letzte sichtbare Relikt in Sachen Oelmannshof findet sein Ende. Das Haus wird im Jahre 2015 abgetragen, um einem Neubau Platz zu machen.

Quellen:

(1) Kirchenbücher Allagen
(2) Reinold Wilhelm, Lebenserinnerungen, Auszug Ölmann, 1952
(3) Kraft Bernard, Geschichte des Kirchspiels Allagen , 1967
(4) Privatarchiv, Kühle
(5) Privatarchiv, Eickhoff
(6) Stadtarchiv Arnsberg, Steuerlisten
(7) Genealogie, Ferber
(8) Archiv, Kreis Soest
(9) mündliche Überlieferung, Quelle unbekannt
(10) Privatarchiv, Müller

Anmerkungen:

Sudhusen = Suidthausen auch Südhausen, ein untergegangener Ort südlich von Oberbergheim

Die unterschiedlichen Schreibweisen der Familienbeinamen sind hier bewust so verwendet worden, wie diese zur fraglichen Zeit auch benutzt worden sind