Meister Tech

Meister Hermann Tech und Josef Ahle, sein Gegenüber

Auch das gab es. Die Mitarbeiter der Steinindustrie waren schon früh bestens organisiert. Streiks waren schon damals ein probates Mittel, um sich gegen Ungerechtigkeit und Willkür zur Wehr zu setzen. So geschehen, als sich im  Jahre 1904 die Granitschleifer der Firma Dassel gegen die brutalen Methoden des  Meisters Tech auflehnten.

In „Der Steinarbeiter“ ist im September 1904 eine Mitteilung zu lesen.

„Allagen in Westfalen. Wegen brutaler Behandlung seitens des Meisters Tech haben sämtliche Granitschleifer die Arbeit niedergelegt. Zugang ist strengstens fernzuhalten.“

Mitteilung in: Der Steinarbeiter im September 1904

Da seitens der Firmenleitung die Angelegenheit auch nach mehreren Monaten noch nicht behoben wurde, erschien im Juni 1905  ein Artikel im Patriot Lippstadt.

„Allagen, 13. Juni. Auf dem hiesigen Marmor- und Granitwerke herrscht unter den Arbeitern eine große Unzufriedenheit über einen Meister, dessen Auftreten den Arbeitern gegenüber diesen verschiedentlich Ursache zu bitterer Klage wurde. Noch im vorigen Jahre streikten die Arbeiter, welche bei diesem Meister beschäftigt waren und forderten dessen Versetzung. Der Werksleitung erwächst aus diesen Reibereien nätürlci nur Schaden; trotzdem hat sie bisher keine duchgreifende Maßregel in der Angelegenheit ergriffen. Es bleibt uns daher nur der Weg in die Öffentlichkeit offen. Wir müssen diesen beschreiten, da der betreffende Meister ihm unterstellte Arbeiter wiederholt in einer Weise behandelt, die ernste Rüge verdient. So ist es doch fürwahr eine Ungezogenheit des Meisters, wenn er einen 50 jährigen Arbeiter, der bereits 17 Jahre auf dem Werke ist, wegen 2 Minuten Verspätung „Alter, dummer Kerl!“ schimpft, desgleichen, wenn er andere Arbeiter an der Brust faßte oder einen drohte: „Ich reiße Dich in 2 Stücke!“ Hoffentlich werden diese wohlgemeinten Zeilen dazu beitragen, daß die Werksleitung energische Schritte tut, um solche Überschreitungen der Amtsbefugnis seitens eines ihrer Beamten zu verhindern.“

Stimmen aus dem Leserkreise, Patriot vom 13. Juni 1905

Die Arbeitsbedingungen und -belastungen waren wahrlich grenzwertig. Kälte, Feuchtigkeit, Schmutz und Staub, dazu extreme Arbeitszeiten haben den Mitarbeitern stets massiv zugesetzt.

Schleifhalle

In „Der Steinarbeiter“ ist bereits im Juli 1904 eine Mitteilung zu lesen.

„Allagen. Die christlich organisierten Steinarbeiter stehen in Lohnbewegung. Die Mitglieder des Zentralverbandes erklärren sich solidarisch.“

Der Aufruf der christlich organisierten Steinarbeiter im Juli 1904
Zentralorgan: Der Steinarbeiter

Es ging unsanft zu in der Arbeitswelt.

Die Arbeitsbedingungen waren belastend und und die Stimmung aufgeladen. Bericht vom 16.10.1905 im Patriot

Josef Ahle, sein Gegenüber

Einer, der in dieser Bewegung Spuren hinterlassen hat, ist Josef Ahle aus Allagen, Schleifer bei Dassel, zu dessen Tod im Jahre 1914 einige Nachrufe erhalten geblieben sind. Er war Vorsitzender der lokalen Gruppe des Zentralverbandes Christlicher Keram- und Steinarbeiter Deutschlands.

Der Schleifermeister Hermann Tech hat übrigens am 01. Juli 1906 die Firma Dassel verlassen. Er ging nach Dortmund-Körne zur Westdeutschen Marmor- und Granitwerke Aktiengesellschaft. Vermerkt ist „Führung, geht. Aber zu scharf in der Behandlung der Mitarbeiter.“

Seit Nachfolger, der Steinhauer Wilhelm Meuth aus Villmar, ist mit seiner Familie um die Jahrhundertwende nach Allagen gekommen und seit dem 01.11.1910 als Werkmeister bei der Firma Dassel tätig.

Hinweis: Zentralverband der Steinarbeiter

Vorläufer war der am 06.07.1884 in Halle gegründete Verband der Steinmetzen Deutschlands. Diese reine Berufsorganisation wurde 1893 in die Organisation aller in der Steinindustrie Deutschlands beschäftigten Arbeiter umgewandelt. Zum 01.01.1903 erfolgte die Umbenennung in Zentralverband der Steinarbeiter. Unter Beibehaltung dieses Namens vereinigte sich der Zentralverband zum Jahreswechsel 1923/24 mit dem 1892 gegründeten Verband der Steinsetzer, Pflasterer und Berufsgenossen, dessen Vorgänger der 1886 gegründete Centralverband der vereinigten Steinsetzer-Gesellschaft in Deutschland war. Der Zentralverband erfasste v. a. folgende Berufe: Steinbrecher, Steinmetzen, Steinhauer, Steinschleifer, Steinbildhauer, Pflastersteinmacher, Steinsetzer, Pflasterer, Rammer sowie die Hilfsarbeiter in der Steinindustrie und im Straßenbaugewerbe. Sitz des Verbandsausschusses war Dresden. Der Verbandsbeirat bestand in der Regel aus 16 Personen. 11 Gaue bildeten die regionale Gliederung.

Quelle: Deutsche Digitale Bibliothek
                Nachlass Ahle