Tieß gen. Humpert

Joann Tieß gen. Humpert

Im Jahre 1580 vermachte Heinrich Sonntag aus Soest der Kirche die Humpert Stätte zu Oberbergheim. (1)

Das älteste „Allagische Kirchenbuch“. welches im Jahre 1608 angelegt wurde und heute noch im Pfarrbüro zu Allagen gehütet wird, führt in der Bauernschaft Oberbergheim den Joann Tieß als einen der dort ansässigen Ackerer auf, der offensichtlich Ländereien der Pfarrei Allagen gepachtet und bewirtschaftet hat bzw. Abgaben zu leisten hat.
Ein deutlich später nachgetragener Vermerkt ergänzt diesen Eintrag mit dem Spezifizierung „Humpert“.

Das älteste „Allagische Kirchenbuch“

Dieses dürfte demnach wohl der älteste Hinweis auf die Ursprünge der Familie Tigges im Kirchspiel Allagen sein, der in den Annalen zu Allagen gefunden werden kann. Darüber hinaus wird im Kopfschatzregister 1543 für Ouern Bercheim „der groite Theies“ genannt, so dass man davon ausgehen kann, dass die Sippe Tigges deutlich vor 1600 im Kirchspiel Allagen ansässig war.

Spätere Einträge in den Personenstandsregistern nennen an wenigen Stellen ebenfalls den Namen Thieß, obwohl zu der Zeit bereits der Sippenname Tigges gen. Humpert etabliert ist. Eine Kennzeichnung, die bis heute Bestand hat.

Das Kopfschatzregister aus dem Jahre 1685 beschreibt die Situation des Humpert folgendermaßen:

der Humpert, seine Fraw, der Leibzüchter, die Leibzüchterin und zwei Mägde.

Im Jahre 1717 heißt es:

Tigges Humpert ein Halbspann mit seiner alten Mutter, der Tochter, zwei Beilieger Johann und Gertrud ….

In ähnlicher Form ziehen sich die wenigen Informationen durch die bekannten Schätzregister, also eine eher unspektakuläre aber sicherlich arbeitsreiche Lebensphase.

Von den drei Kindern der Ehe zwischen Johann Anton Tigges und der Gertrud Froböse, deren Eheschließungsdatum in den Büchern Allagens nicht aufgeführt ist, stirbt der erste Sohn direkt nach der Geburt. Die einzige Tochter, das dritte Kind, heiratete Joseph Schmitz gen. Unkrüer auch Unkraut im November 1801. Deren einziges Kind Friedrich gründet die heute noch existierende Linie der Schmitz gen. Unkrüer zu Oberbergheim.

Wilhelm Tigges o. Thies gen. Humpert, Sohn der Eheleute Tigges und Froböse, heiratet 1793 die Maria Lucia Osterhoff o. Fickermann gen. Linhoff. Diese Ehe bringt fünf Söhne hervor, von denen vier die verschiedenen Linien Tigges in Ober- und Niederbergheim begründen. Der fünfte Sohn verstirbt im Kindesalter.

Tigges gen. Wiens

Beginnen wir mit dem jüngsten Kind, Ferdinand der fünfte Sohn, der 1853 in Niederbergheim Wilhelmina Wienold heiratet und mit ihr im Jahre 1859 die Hausstätte „Winolds“ in Niederbergheim, später Hinse, errichtete.

Tigges gen. Humpert

Heinrich, der dritte Sohn, heiratet 1831 Catharina Berghoff gen. Schulte aus Eggelenpöthen. Sie haben ein Kind, welches bei der Geburt verstirbt. Er übernahm den elterlichen Hof Tigges gen. Humpert in Oberbergheim und verstirbt im Jahre 1872 kinderlos.

Tigges gen. Artmann

Der Zweitgeborene der Familie, Franciscus Henricus geb. 1796 ist da schon interessanter, da er 1826 Maria Anna Nübel gen. Risse aus Völlinghausen heiratet. In der Zeit um 1825 muss er die Nachbarhofstätte Artmann zu Oberbergheim von dem damaligen Besitzerin Witwe Dooks gen. Artmann übernommen haben.

Hofstelle der Dooks gen. Artmann auch Ortmanns Stätte

Die Ehefrau Dooks gen. Artmann war die letzte dieses Namens auf dem uralten Hof. Franz Heinrich Tigges trägt nun den Beinamen Artmann. Die drei Kinder dieser Ehe gründen die Linien Kametz, die heute existierende Linie des Hermann Gosmann gen. Artmann und durch Heirat des jüngsten Sohnes Franz Clemens mit Anna Maria Humpert nach Mellrich die Linie Tigges gen. Humpert. Wohlgemerkt, er verheiratete sich ins Kirchspiel Mellrich in die Stätte Humpert und bekam den Beinamen Humpert zurück, was tatsächlich sehr verwirrend ist. Das verschärft sich noch, da sein Enkel wiederum eine Tigges gen. Artmann aus Oberbergheim heiratete.

Tigges gen. Prins

Der älteste Sohn der Ehe Tigges und Osterhoff heiratete im Jahre 1826  Josephine Elisabeth Prins aus Niederbergheim. Er nennt sich fortan Tigges gen. Prins und wird Landwirt auf der Stätte Prins zu Niederbergheim.

Dieser Ehe entstammen acht Kinder, von denen bereits vier bei der Geburt oder kurze Zeit später verstorben sind.

Franz Caspar, ein Zwillingskind, heiratet 1866 nach und in Waltringen die Theresia Heimann, diese haben mindestens fünf Söhne.

Wir finden also noch zwei Brüder, die ihre Spuren hinterlassen haben.

Zunächst beobachten wir den jüngeren dieser beiden, nämlich Johannes Ferdinandus Tigges gen. Prins. Er heirate 1864 Christine Elisabeth Brüggenolte, die in Allagen geboren war. Sie haben vier Kinder. Eines ist bei der Geburt verstorben, zu zwei weiteren liegen keine Daten vor.

Das  erstgeborene Kind, nämlich Caspar Heinrich Tigges gen. Prins, verheiratet sich mit Maria Elisabeth Franke gen. Reinert und in zweiter Ehe mit Maria Anna Schledde. Er lebt mit seiner Familie auf der Stätte Prins in Niederbergheim.

Tigges gen. Bals

Zur Vollständigkeit sei bemerkt, dass der jüngste Sohn aus der zweiten Ehe, Albert Tigges gen. Prins, sich mit Aloysia Hense gen. Bals verheiratete  und somit die Familie Tigges gen. Bals in Allagen etablierte.

Nun die Frage, was ereignete sich im Hause Humpert zu Oberbergheim?

Caspar Tigges gen. Humpert Ackerer zu Oberbergheim und Gemeindevorsteher

Die Ehe des Hoferben in Oberbergheim blieb, wie bereits beschrieben, kinderlos, so dass kurz vor seinem Tod das Anwesen an seinen Neffen Franz Caspar Tigges gen. Prins aus Niederbergheim, geb. 05.06.1829 und gest. 11.12.1906, überging. Dieser hat evtl. bereits vor seiner Heirat 1871 den Hof in Oberbergheim bewirtschaftet und diesen schließlich zusammen mit seiner Ehefrau Maria Anna Stephanschaefer gen. Rüsse, geb. 31.05.1838 in Wippringsen und gest. 20.12.1921, als Landwirtsfamilie weitergeführt.

Caspar Tigges gen. Humpert Ackerer zu Oberbergheim und Gemeindevorsteher 1879 -1904
Maria Anna Tigges gen. Humpert geb. Stephanschaefer gen. Rüsse

Eine Anmerkung sei an dieser Stelle erlaubt. Unser Caspar Tigges wird in den Annalen Allagens als einer der ersten, konkret war er der zweite, Gemeindevorsteher, geführt und zwar für den Zeitraum 1898 bis 1903. Im Kreise der Familie hat sich jedoch eine deutlich längere Phase seines Wirkens erhalten. Schaut man nun auf einige verfügbare Dokumente, so stellt man folgendes fest. Bei der Taufe seiner Tochter wird er bereits im Februar des Jahres 1880 „Landwirt und Gemeindevorsteher“ genannt. Bei der Taufe seine jüngsten Kindes wird er im Jahr 1885 ebenfalls „Ackermann und z. Zt. Gemeindevorsteher“ genannt. In den Protokollen der Schulvorstandes zu Allagen ist der Wechsel des Gemeindevorstandes von Eberhard Eickhoff hin zu Caspar Tigges abzulesen. Im Jahre 1879 wurde er als Mitglied in den Schulvorstand gewählt. Der Amtmann Koffler und der Gemeindevorsteher Eickhoff sind bzw. waren zu diesem Zeitpunkt die geborenen Mitglieder in diesem Gremium. Betrachte man die Protokolldaten, so kristallisiert sich Ende 1879 als Beginn seiner Tätigkeit als Gemeindevorsteher heraus. Demnach wirkte er ca. 24 Jahre als solcher. Eine Zeitspanne, die dem Gefühl der Familie eher entspricht.

Die Ehe des Caspar Tigges gen. Humpert und seiner Ehefrau Maria Anna Stephanschaefer war mit neun Kindern gesegnet. Beschränken wir uns auf den ältesten Sohn und Hoferben den Landwirt Caspar Franz Heinrich Tigges gen. Humpert, der am 23.02.1874 zu Oberbergheim geboren wurde und dort am 18.04.1953 verstorben ist.

Caspar Franz Heinrich Tigges gen. Humpert, Ackerer zu Oberbergheim und Gemeindevorsteher 1932-1934
Wilhelmine Tigges gen. Humpert geb. Hövelmann gen. Koch

Er verheiratete sich im Jahre 1910 mit Wilhelmine Hövelmann gen. Koch [27.11.1882 – 05.05.1948] vom Nachbarhof in Oberbergheim.

Hof Tigges gen. Humpert

Sie hatten sieben Kinder, nämlich:
Anna Tigges gen. Humpert [08.10.1911 – 30.03.1950],
Eberhard Dipl. agr. Tigges gen. Artmann [18.10.1913 – 14.04.1944]
Maria Tigges gen. Humpert [07.07.1916 – 10.09.1999]
Elisabeth Tigges gen. Humpert [07.07.1916 – 13.11.1988]
Johanna Wilhelmine Tigges gen. Humpert [16.04.1920 – 08.04.2005]
Josepha Tigges gen. Humpert [28.12.1922 – 24.09.2013]
Franz Kaspar Tigges gen. Humpert [08.05.1925 – 24.10.1943].

Beide Söhne Eberhard und Franz sind im Zweiten Weltkrieg gefallen.
Durch Heirat der jüngsten Tochter Josepha mit Heinrich Max Weller aus Bruchhausen geht die Ära Tigges gen. Humpert einem Ende entgegen, wohl auch dadurch, dass die veränderten Werte und Traditionen den Fortbestand unter dem Namen Weller gen. Humpert als nicht mehr zeitgemäß erscheinen lassen.

Die Hofstätte wird schließlich abgetragen und am Ortsrand Oberbergheims neu errichtet.

Ferdinand Ferber

(1) Kraft, B.: S. 98