Die Truhe

Wie kommt Relekes Truhe in Davids Stätte?

Mit der Heirat des Franz Gosmann gen. Davids und der Gertrud Risse gen. Stach, bringt diese eine hölzerne Aussteuertruhe mit ins Haus Gosmann. Die Truhe ist gekennzeichnet mit der Beschriftung „Christina Releke 1827“.

Eine Truhe, die bis heute bei Davids zur täglichen Präsenz gehört und seit langem die Frage aufwirft.

Wer war Christina Relecke?

Franz Gosmann wurde als drittes Kind und erster Knabe der Eheleute Heinrich Gosmann gen. Davids zu Allagen und seiner Ehefrau Maria Gertrud Franke gen. Reinert aus Niederbergheim geboren.

Der Brautvater Heinrich Risse, zunächst gen. Neuhaus, kaufte die Hausstätte des Rudolf Stach und übernahm die Hausstättenbezeichnung Stach, also Heinrich I Risse gen. Stach.

Wer war denn nun Rudolf Stach?

Rudolf Stach, Sohn der Eheleute Francisci Stach und Anna Catharina Tönnies, ist am 10. August 1793 geboren. Er stammt aus der Pfarrei Körbecke Ortsteil Wamel. Rudolph heiratete am 12. Februar 1828 die Anna Christina Releke, oder Rellecke, aus Westendorf.

Taufeintrag der Anna Christina Releke geb. 22 März 1801 zu Allagen Westendorf Eltern Francisci Wilhelmi Releke und Catharina Schulte

Die Eheleute Stach hatten drei Kinder, drei Söhne, von denen bereits zwei unmittelbar nach der Geburt verstorben sind.

Das erste Kind wurde am 06. Feb 1831 in Niederbergheim tot geboren. Der zweite Sohn Johannes ist am 13. Sep 1833 in Allagen geboren, am selben Tag getauft worden und verstorben. Die Orte der jeweiligen Geburten sagen, dass die Stätte Stach wohl frühestens zwischen 1831 und 1833 erbaut worden ist. Im Kataster von ca. 1828 ist die Stätte noch nicht verzeichnet.

Hausstätte Stach

Der dritte Sohn ist ebenfalls in der Geburt nach erfolgter Nottaufe am 30. November 1835 in Allagen verstorben. Die Ehefrau Christina Stach geb. Relecke ist am 03. Dezember 1835 im Kindbett des dritten Kindes verstorben.
 
Rudolph heiratete erneut und zwar am 14. April 1836 in Allagen die Mar. Catharina Theresia Thiele, geb. ca. 1802 in Westendorf. Ihre Eltern waren Heinrich Thiele und Elisabeth Höcker. Das erste Kind dieser Ehe, ein Sohn, Franciscus Wennemarus, wurde am 15. Februar 1837 in Allagen geboren und am 15 Feb 1837 dort getauft. Die folgende Tochter Mar. Theodora wurde am 09 September 1839 in Allagen getauft.

Rudolph Stach starb im Alter von 71 Jahren am 15. Oktober 1864 in Allagen. Er hinterläßt zwei eheliche erwachsene Kinder.

Zum Verbleib des Sohnes Franciscus Wennemarus ist bislang noch nichts bekannt. Tochter Theodora verheiratete sich nach Bochum als Ehefrau Schlüter und gründete dort eine Familie.

Übrigens, Rudolph Stach war ein streitbarer Bürger der Gemeinde Allagen. Zeugnis hierzu ist eine umfassende Gerichtsakte zu seinen Pflichten bezüglich der Bauernrichterdienste aus den Jahren 1836 bis 1839 (1) .

Bauerrichterdienst:
Dem Gemeinderat des Dorfes wird ein sogenannter Bauerrichter als Gehülfe beigegeben, der die Verpflichtung hat, auf Verlangen des ersteren die Dorfeingesessenen zu gemeinschaftlichen Beratungen zusammenzurufen. Nach altem Herkommen muß der Bauerrichter seinem Dienst ein Jahr lang vorstehen und denselben auf Himmelfahrt dem in der Hausnummer folgenden Eingesessenen ansagen; unterläßt er solches, so ist er stillschweigend verpflichtet, nachzudienen. (2)

Heinrich Risse I gen. Stach

Der Heinrich Risse I gen. Neuhaus, später gen. Stach, hat 1888 die Elisabeth Risse gen. Rosenwater in Allagen geheiratet und es ist anzunehmen, dass er die Stätte Stach zu diesem oder einem späteren Zeitpunkt erworben hat.

Die hier in Rede stehende Brauttruhe einer gewissen Christina hat offensichtlich den oben beschriebenen Weg von der Familie Releke in das Haus Stach genommen und ist dort verblieben, auch über den Verkauf der Stätte an die Familie Risse hinaus.

Die Truhe wurde dem eigentlichen Verwendungszweck entsprechend, von der jungen Gertrud Risse als Brauttruhe verwendet und mit in die Ehe in die Stätte Davids gebracht.

Und da steht sie noch heute.

 

 

(1) Prozess des Rudolf Stach zu Allagen wegen des sog. Bauer-Richter-Dienstes, alte Archiv-Sign. : IV/13 Warstein

(2) http://www.plettenberg-lexikon.de/chroniken/roetel.htm