gen. Frohne

Hofkreuz Frohne

„Gleich am Eingang des Dorfes steht an der Möhnebrücke ein großes Holzkreuz. Dieses Kreuz war von einer Familie Frohne errichtet. Frohnen Haus stand etwas unterhalb des jetzigen Spritzenhauses. Der ehemalige Garten ist in der Möhnewiese noch zu erkennen.“

So schreibt Bernhard Kraft im Jahr 1967. (1)

Wegekreuz Frohne von 1885

Seit jeher passiert man beim Überqueren der Möhnebrücke Dorfstraße zum Ort Allagen dieses Wegekreuz, welches eine lange Geschichte zu erzählen hat.

Die örtlichen Überlieferungen sagen, dass diese Wegmarke unmittelbar mit dem Schicksal der Hofstätte Frohne zu Allagen bzw. mit deren verschiedenen Eigentümern und Bewohnern verknüpft ist.

Frohne in der Möhne

Nicht weit vom heutigen Standort des Kreuzes befand sich die Hofstätte, die in alten Schriften auch gelegentlich als Frohne in der Möhne bezeichnet wird.

Ähnlich wie der Hof Schulte in der Möhne, der später die Kennzeichnung für diverse Familien mit dem Beinamen Möhnschulte wird, liegt Frohnen Stätte auf den Möhnewiesen in riskanter Höhe zur Möhne selbst.

Pelsmann gen. Frohnens

Die Geschichte beginnt mit den Kindern der Ehe der Anna Maria Frohnens und des Johannes Georg Pelsmann in Allagen, der sich nun Frohnens nennt. Von den acht Kindern der Ehe heiratet die jüngste Tochter Anna Catharina am 16.09.1761 den Petri Hense, der offensichtlich ohne Nachkommen verstirbt, da die Witwe am 28.02.1786 nun den Johannes Franciscus Schulte gen. Veddern aus Oberbergheim heiratet. Die Ehe ist kinderlos und Anna Maria Frohnens verstirbt alsbald.

Schulte gen. Frohnemann

Der Witwer Johannes Franciscus Schulte, der sich nun ebenfalls Frohnemann nennt, verheiratet sich am 18.11.1794 mit der Anna Gertrud Barbara Göbel gen. Blome vom Blomenhof zu Oisterallagen. Aus dieser Ehe gehen zwischen 1795 und 1813 sieben Kinder hervor, von denen lediglich die beiden Töchter familiäre Spuren hinterlassen.

Haussätte Johannes Semme (oben links), , Flur I 44, 45, Urkataster ca. 1828 Allagen
 

Beckschäfer gen. Frohnemann

Das älteste Kind Margaretha Elisabetha Schulte gen. Frohnemann ehelicht am 24.11.1827 den Johannes Antonius Beckschäfer gen. Witkop.

Der Ehe entstammen zwischen 1827 und 1837 vier Kinder. Von den drei Töchtern verstirbt die zweite im Kleinkindalter. Das älteste Kind verheiratet sich mit Friedrich Schmidt gen. Schlüter nach Sichtigvor. Der Sohn Johann Theodor heiratet später in Körbecke und lebt als Fuhrmann in Arnsberg. Im Jahre 1851, im Sterbejahr des Johannes Antonius Beckschäfer gen. Frohnemann, lebte dieser bereits in Sichtigvor.

Was ist geschehen?

Mit amtlicher Bekanntmachung wird angezeigt, dass die Hofstätte Frohne am 22.06.1840 zur Zwangsversteigerung ansteht. Bisherige Besitzer sind die Erben Schulte gen. Frohnemann.

Amtliche Bekanntmachung vom 6. März 1840

Wilmes gen. Frohnemann

Am 26.02.1838 hat sich der Ackerknecht Franciscum Marcum Wilmes gen. Jaeus, der später Franz Wilhelm genannt wird, in Mellrich mit Maria Theresia Semme gen. Barnhusen aus Westendorf verheiratet. Deren erstes Kind, ein Knabe, wird in Westendorf geboren und erhält den Namen Johannes Josephus. Es folgt der Sohn Franz Hermann, der im Dezember 1839 in Mellrich geboren worden ist.

Zu diesem Zeitpunkt übernehmen die Eheleute Wilmes, die sich nun Frohnemann nennen, die Hofstätte Frohne in Allagen und es stellen sich alsbald vier weitere Kinder ein.

Da Franz durchgängig als Tagelöhner bezeichnet wird, ist er offensichtlich nicht der Eigentümer der Hausstätte. In den Katasterkarten Allagen wird die Hofstätte als Semme bezeichnet.

In dieser Lebensphase errichte die Familie im Jahre 1857 ein Hofkreuz auf der Stätte Frohne, wobei die ausschlaggebenden Gründe noch offen sind.

Zum zwischenzeitlichen Eigentümer der Hofstätte ist ein kleiner Nachtrag anzufügen. Im Protokoll der Hudeverteilung des Jahres 1860 ist notiert:

„Die Eheleute Carl Schulte gen. Rosier und Francisca Schulte geborene Schulte als Ankäufer der …. Der Frohnemanns Stätte daselbst Flur I Nr. 45, mit aufstehendem Wohnhausen, Nr. 31 in Allagen (Frohnen Stätte).“

Die Hofstätte ist bzw. war offensichtlich zeitweise in den Besitz der Eheleute Schulte gen. Rosier übergegangen.

Am 23.12.1864 trifft die Familie Wilmes gen. Frohnemann ein harter Schicksalsschlag durch den Tod des ältesten Sohnes Johannes Josephus, der nur 26 Jahre alt wird und bis dahin als Kettenschmied tätig ist.

Der Zweitgeborene der Familie, Franz Hermann Wilmes, tritt nun die Nachfolge an und verheiratet sich am 07.11.1868 in Allagen mit der aus Wünnenberg stammenden Maria Elisabeth Böhle. Er wird zu diesem Zeitpunkt bereits als Ackersmann bezeichnet, was darauf schließen lässt, dass er den Besitz übernommen hat.

Eine treffliche Situationsbeschreibung findet sich bei Bernhard Kraft in seinem Heimatbuch aus dem Jahre 1967:

„Wo jetzt am Dorfeingang beim Bauer Diemel-Neuschulte ein Wohnhaus errichtet wurde, stand früher, aber etwas tiefer zur Möhne hin, das Haus Willmes, gen. Frohnen-Haus. Es war ein Bauernhaus mit einer großen Deele. Wenn die Möhne Hochwasser führte, so erzählte der älteste Einwohner der Gemeinde (Franz Gerke), floss das Wasser über die Deele und kam an der anderen Seite des Hauses wieder heraus. Hinter dem Haus war ein großer Teich, der im Winter von der Dorfjugend zum Schlittschuhlaufen benutzt wurde. Dabei kam es auch mal zu einem unfreiwilligen, gefährlichen Bade. Noch heute ist eine muldenförmige Vertiefung in den Möhnewiesen vorhanden, in der nach Überschwemmungen noch lange das Wasser steht. Die alte Pappel, die schon damals vor dem Hause stand, ist vor 3 his 4 Jahren ein Opfer des Sturmes geworden. Sie war hohl und morsch geworden.“ (1)

Mit der Geburt des ersten Kindes Franz Clemens am 03.12.1869 und mit dem Tod des Franciscum Marcum Wilmes am 17.08.1870 endet nach nur zwei Jahren die Ära Wilmes gen. Frohnemann abrupt. Die Familie verlässt offensichtlich den Hof und die Gemeinde Allagen, nachdem es zu einer Zwangsversteigerung kommt.

Die weitere Geschichte der Hofstätte wird von Bernhard Kraft in Form einer Serie von Protokollauszügen einiger Gemeinderatssitzungen gut beschrieben:

31. Oktober 1872: Der Vorsitzende machte darauf aufmerksam, dass am 23…. (?) das Willmes, genannt Frohnen-Haus, Allagen, zur Subhastation komme, und er es für geboten erachte, dieses Haus mit dem Hofraum für die Gemeinde zu kaufen, da ohne diesen Platz es kaum möglich sein würde, bei der in nicht zu langer Zeit entstehenden Unbrauchbarkeit der daneben liegenden hölzernen Brücke eine neue steinerne mit ordentlichem Wege ins Dorf zu bauen. Die Versammlung war derselben Ansicht wie der Vorsitzende und beschloss demhalber, zum Ankauf der bezeichneten Immobilien Vollmacht zu geben. Der Vorsitzende soll das Haus mit Hofraum Flur I, Nr.45, für den Preis bis zu 400 Taler und falls diese … (?) zugleich mit dem Grundstück Flur I, Nr. 44 zum Verkaufe komme, beides zusammen zum Preise von 500 Taler für die Gemeinde zu kaufen befugt sein.“

20. Januar 1873: Was die Benutzung des angekauften Hauses Willmes gen. Frohnen zu Allagen betrifft, so beschloss die Versammlung einstimmig, zunächst das Haus versuchsweise öffentlich meistbietend zu verpachten. Im Falle die Verpachtung kein günstiges Resultat liefert. soll dasselbe dazu benutzt werden, um diejenigen Armen. die seither auf Kosten der Gemeindekasse eingemietet werden mussten, namentlich Ww. Köchling und Frau Johann Köster darin unterzubringen.“

27. März 1873: Es wurde der Versammlung Mitteilung gemacht von dem Resultat der Verpachtung des Willmes gen. Frohnen-Hauses in Allagen. Die Versammlung beschloss, dem Kaspar Schöne für das Gebot von 15 Taler den Zuschlag zu erteilen.“

30. Juli 1876: … dass der Tagelöhner Kaspar Schöne das von der Gemeinde gemietete frühere Frohnen-Haus verlassen habe.“

27. November 1876: Auf den Antrag der Ww. Franz Kroll zu Allagen beschließt die Versammlung in der Weise anzugehen, dass sie der Genannten und deren Schwiegertochter die Besetzung des sog. Frohnen-Hauses bis auf weiteres unentgeltlich überlässt.“

7. Oktober 1878: Das Frohnen-Haus ist unbewohnbar geworden. Die Brandversicherung ist auf 300 Mark zu ermäßigen. Es soll der Verkauf auf Abbruch versucht werden.“

20. April 1884: Sodann wurde dem Gemeindeverordneten Kaspar Berghoff für ein der Gemeinde geliefertes Stationskreuz 17 Mark aus der Gemeindekasse bewilligt. Auf der Frohnen Hausstätte haftete die Verpflichtung.“ (1)

Die Hausstätte Frohme, unten links, im Jahre 1882, Flur I 44, 45

Stationskreuz Frohne

Mit dem Erwerb und dem Abbruch der Hofstätte Frohne geht die Verpflichtung zum Erhalt des Hofkreuzes an die Gemeinde Allagen über, die dieses Kreuz nun erneuern und auf einen Platz zwischen den Brücken über die Möhne und über den Untergraben der Mühle Göbel versetzen lässt.

Dort hat dieses Kreuz viele Jahre unbehelligt überdauert.

Bei Bernhard Kraft ist zu lesen:

„Im zweiten Weltkriege, als im Dorf deutsche Einquartierung lag, wurde der Korpus mit Gewalt zerbrochen, desgleichen der Korpus an dem Kreuz bei Gosmann-Ferdinands. In einem Gerichtsverfahren in Soest konnte der Täter nicht ermittelt werden. Der Militärpfarrer war an einem der folgenden Sonntage in Allagen und hielt über den Frevel eine ergreifende Predigt. Der mutmaßliche Täter soll, so erzählt das Volk, in Holland, wohin die Truppe zog, einen furchtbaren Tod gefunden haben.“ (1)

Das Kreuz wird aufgearbeitet, umzäunt und mit einer Sitzgruppe ausgestattet.

Frohnen-Kreuz mit Sitzgruppe

Im Jahre 1980 wechselt das Kreuz noch einmal die Straßenseite, da nach der Renovierung der Brücke die Straßenverhältnisse zu eng geworden sind.(3) 

Der Korpus des im Jahre 1857 errichteten Wegekreuzes wurde am 12.03.1985 unter Denkmalschutz gestellt.(2)

Im Mai 2013 wird das Wegekreuz passend zur Prozession an Christi-Himmelfahrt von der Nordkompanie der St. Sebastianus Schützenbruderschaft 1823 Allagen e.V. grundlegend restauriert. Zuvor war der Korpus unwiederbringlich zerstört worden.(3) 

Geschmückt wird es am Himmelfahrtstag von der Familie Wohlmeiner.

Wegekreuz im vollen Schmuck

Quellen:

(1) Kraft; Bernhard: Geschichte des Kirchspiels Allagen. Ein Heimatbuch, (1967)

(2) Denkmalliste der Stadt Warstein Ortschaften Allagen und Niederbergheim: Bildstock (A I 5), Aufnahme des Korpus in die Denkmalliste am 12.03.1985

(3) persönliche Mitteilungen, Familie Wohlmeiner, 2021

Subhastation: Zwangsversteigerung, Grundstücks-Versteigerung, Zwangsverkauf, Versteigerung, Grund-Versteigerung, Stangenrecht (althannover)

Die Schreibweise: Frohne, Frohnen, Frohnemann bzw. Wilmes, Willmes, variieren in den diversen Dokumenten und Quellen sehr stark